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JOHANNES DOMENIG

"GLANZ DER SURROGATE"

Enviroment

bis 27 september 2003

Öffnungszeiten: Sonntag, 15.00 - 18.00
Und nach telefonischer Vereinbarung 0043 4252 2225



o.T., 2002, Badezimmerschränke, Knochen, Erde, Spielzeugsoldaten, Deteilansicht

Johannes Domenig ist in seiner skulpturalen Arbeit dem DASEIN auf der Spur.

In seinem Interesse an Existenzweisen hat er eine Vorliebe für traditionelle Idyllen entwickelt, deren Inhalt er meist misstraut und dabei Rückseiten beleuchtet.

Der Alptraum der Alltäglichkeiten ist Thema genug.

Die meist großformatigen, raumbezogenen Konzeptionen bestehen vorwiegend aus vielen Einzelelementen, wodurch das Werk beliebig reduzier - bzw. erweiterbar wird.

Produzierte, skulpturale Dinglichkeiten scheinen in der Präsentation einem strengen Ordnungssystem zu unterliegen; Reihungen, Anordnungen, Multiplikationen, ein auf Unendlichkeit angelegtes Koordinatensystem, das lesbar wird; jedoch mehr Ahnung als Entschlüsselung hinterlässt. Eine Verweigerung klassischen Bildhauermaterials ist spürbar präsent, abgelöst von Formationen aus Watte, Erde, Stahl oder Gummi. Obwohl ein ironischer Ansatz im plastischen Werk Basis zu sein scheint, zeigt sich die Pointe jedoch meist in einer dem Tod unterstellten Metapher: dem “Memento mori” des Barockzeitalters, jenem: "Vergiss nicht, dass du sterblich bist !". Da jedes Zeitalter eine Hoch-Zeit, also eine barocke Zeit, in sich trägt, setzt das "Memento mori" von Johannes Domenig im Hier und Jezt unserer technoiden Welt an, und wird in dialektischer Art und Weise schöpferisch behandelt.

Renate M.Obud


Ausstellungsansicht "Glanz der Surrogate" 2003 _ Dinglichkeiten/Polyuritan



Johannes Domenig hat sich in seinen jüngsten Arbeiten dem Material Gummi angenähert. Er vollzieht diese Annäherung sehr bewußt und dezidiert als Bildhauer und erarbeitet nach strengem Konzept Volumen und Körper aus diesem Material, um im Verlauf dieser künstlerischen Arbeit immer tiefer in die Faszination des Materials einzudringen.
Gummi als zunächst gleichsam antiskulpturales Material ist geprägt durch Eigenschaften wie Elastizität, den Eindruck von Künstlichkeit, aber auch verbunden mit einer geringen Wertschätzung, um nur diese drei Aspekte anzuführen. In der Abwendung vom Konzept der konzentrierten bildhauerischen Form und der Hinwendung zur Spurensuche, zur Auseinandersetzung mit dem Relikt, zum prozeßhaften Werden von Formen und einer solchermaßen behutsam vorgetragenen Suche ändern sich jedoch diese Materialzuordnungen zu absolut positiven Kunstqualitäten.
Johannes Domenig hat sich voll auf diesen Gestaltwerdungsprozeß eingelassen. An die Stelle der durchgeformten Bearbeitung des Materials trat die Suche, die sensible Annäherung, das Finden und nachfolgende behutsame Weiterformen. Aus diesem Arbeitsprozeß entsteht eine Fülle verschiedenster skulpturaler Formen, teils aufgebaut, gefundene Reste ebenso wie bewußt gesetzte Gestaltungskörper. Diese behutsame Arbeit an der Formulierung der Einzelformen erfolgt in permanenter Spannung zwischen persönlichem Zugriff und Rückgriff auf allgemeine Tradition. Die einheitliche Farbe „Schwarz" der einzelnen Körper lenkt den Blick in konzentrierter Weise auf die jeweilige Form. Das Umrißhafte verbindet sich mit dem Eindruck von Volumen, ein körperhaftes Informell - das „Unförmige" verbindet sich so mit klar erkennbaren und zuordenbaren Gegenstandsformen.
Aus solchen Kombinationen heraus entwickelt sich eine Fülle von Konnotationen zur Welt des Archaischen, zum Reliquienhaften, zu Relikten, die weit in die Vergangenheit menschlicher Geistesgeschichten zurückweisen. Es entsteht der Eindruck, als ob es sich um ausgegrabene Objekte handeln könnte, „ausgegraben" auch im übertragenen Sinn aus den Tiefen unseres Unterbewußtseins.
In der Präsentation dieser Einzelobjekte operiert Johannes Domenig stets mit einer rationellen Ordnung, einem Legesystem aus Zeilen, Koordinaten, einer strengen Geometrie. Die dunkle Ahnung seiner archaischen Formverweise - unterbrochen von kleinen persönlichen Ironieschüben - wird als ein gleichsam textliches Ordnungssystem geführt. Der Charakter der Vorläufigkeit, der Abstraktheit dieser Ordnung ist allerdings offensichtlich. So wie sich die Vielfalt der Formen nicht einschränken ließ, so wenig dauerhaft kann auch die streng inszenierte Anordnung dieser Formen sein. Formen und Präsentationsordnung gestalten so einen immer wieder geöffneten Dialog, der sich sehr deutlich auf den Betrachter hin ausrichtet und dessen offene Beweglichkeit einfordert. Johannes Domenig stellt damit einmal mehr in aller Deutlichkeit vor Augen, daß sich gegenwärtige Kunst vom einzelnen Werkstück hin zum Werkprozeß entwickelt: sowohl in der Entstehung von Konzeptgestaltungen wie auch in ihrer Rezeption.
Peter Assmann


Trophaeensammlung, 1995, Gummi/ vilkanisiert


   


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