archiv 1994-2002 aktuell  









JOSEF RAMASEDER - HEIKO BRESSNIK

Ausstellung: Malerei
Eröffnung: Samstag, 1. Juni, 18.00 Uhr
Öffnungszeiten: Freitag, Samstag, Sonntag, 15.00 - 18.00
Und nach telefonischer Vereinbarung bis 14. Juli 2002



 

Josef Ramaseder
 
Heiko Bressnik



Bezüglich der Art der geistigen Prozesse, die die Voraussetzung der Art von Malereien sind, mit der sich Josef Ramaseder und Heiko Bressnik befassen, könnte sich nach Claude Lévi - Strauss denken lassen, daß beide Künstler die Malerei als metaphorischen Körper betreiben, der parallel zum wissenschaftlichen Denken existiert, jedoch wie ein Schatten desselben ein eigenes artikuliertes System darstellt, welches strukturalistischen Charakter hat. "Daß der Strukturalismus so etwas wie eine Faszination ausübt, liegt daran, daß in unserer Gesellschaft Wissenschaft vollkommen von der Kunst getrennt wird, das heißt also von allem, was in uns noch mit Sensibilität zusammenhängt. Der Strukturalismus trennt die beiden Pole nicht voneinander; im Studium sehr konkreter Phänomene, die die Sensibilität berühren, praktiziert er das, was ich als die <Theorie des wilden Denkens> bezeichnet habe."

(Claude Lévi - Strauss in "Der Spiegel"; "Das wilde Denken" suhrkamp taschenbuch wissenschaft, 1973, Frankfurt am Main; Umschlagrückseitentext).



Heiko Bressnik - Josef Ramaseder


Innerhalb der Überlagerungen, die im site specific Kunstkontext der tausend Plateaus und Plattformen stattfinden, ist die Beschäftigung mit Malerei für mich wesentlich, da Malerei als "Ästhetik des Verschwindens" in internationalen Großausstellungen ein je unsichtbareres, desto wirkungsvolleres Spurenelement darstellt, um kontinuierliches und generationsüberspannendes Denken zu ermöglichen, welches mit "strukturalistischen Formalismus" Materie von Inhalten lösen und, variabel Materie emotional geordnet, in transferierende Inhalte morphologisieren kann. Inhalt wird von der reflektierenden Oberfläche teilweise absorbiert, teilweise zurückgestoßen und dadurch einer Metamorphose unterzogen, wie sie ja auch in der Natur bei den Pflanzen mittels Photosynthese zum Beispiel beim Reflektionsprozess des Sonnenlichtes stattfindet.

Inhalt wird nicht als Gegenteil des Formalismus gesehen, sondern durch ihn aktiviert, da die Inhalte, die der Rezipient dem Gemälde zuordnet, von diesem laufend reflektiert und im Sehprozess weiterentwickelt werden, im Wechselspiel der äusserlichen, wie auch der verinnerlichten Reflektion, die dann zu Überlegungen und Überlegenheiten im Sinne des Eigentlichen führen können?



Josef Ramaseder


Sinn der Ausstellung ist nicht nur Malerei zu zeigen, sondern auch einen Bezug zu Indien herzustellen:

"Indien ist ein Makrokosmos für sich. Ist man dort eingetaucht, wird einem bald klar, daß es nicht wirklich an technischen Problemen liegt, warum wenig von den Außenwelten hereindringt und umgekehrt. Es verhält sich wie mit den optischen Gesetzen. Fällt der Lichtstrahl in einem bestimmten Winkel an die Grenze zweier benachbarter Medien, bekommt man es mit den Phänomenen der Brechung und Doppelbrechung zu tun. So erkläre ich mir die Aurora Indiensis." (Josef Ramaseder)

"In Indien findet man ganz selbstverständlich Handsatz und Letterpress - print über die Erzeugung von Blocks (Metall - Stempel fotomechanisch reproduzierbarer Abbildungen) als billigste Druckart, bis hin zu computergesteuerten high - end Reproduktionsverfahren nebeneinander."
(Heiko Bressnik über ein Druckprojekt in Indien).



Heiko Bressnik


Josef Ramaseder und Heiko Bressnik haben bereits zwei Projekte zusammen in Indien realisiert ("flight 20 - spinn off" 1998 und "I as in India" 1999) und ihre Arbeiten stehen auch in einem gewissen Bezug zur indischen Kultur.

"Josef Ramaseder verwendet Schablonen aus Metall oder Karton für seinen Malprozess, der die Anwendung von Hitze auf wachsbeschichtete Leinwände einschließt. Die Hitze macht Farbe aus reiner Stofflichkeit sichtbar - ein Prozess, der an Heideggers "Ins - Werk - Setzen der Wahrheit" erinnert, eine Schöpfung ex materia." (Klaus Ottmann, "Gegen den Strich", Galerie Theuretzbacher, Katalog, 1993).

Die Zusammenarbeit mit Wärme und thermosensiblen Materialien schafft Bezüge von geoklimatischen Veränderungen, Verbrennungsprozessen, Infrarottechnik, zu "warmen Skulpturen", von organischen Wahrnehmungs- und Wachstumsprozessen zu konservatorischen Maßnahmen und der uralten Enkaustiktechnik der Malerei, ...

Heiko Bressnik beschäftigt sich in seiner jüngsten Arbeit mit dem Pigment aus Geld - Münzen: "dabei sind speziell die aufgeprägten Natur - bezw. Pflanzendarstellungen auf Schilling - und Pfennigmünzen interessant. Gerade als verschwindende Zeichen stellen sie weitere Fragen nach Identität, besonders nach Beziehungen zwischen Kunst, Natur und Kapital, kulturellem und materiellem Wert. Die große Zahl an Berührungen unterschiedlichster Individuen, die diese Münzen im Laufe ihrer Existenz erfahren haben, machen sie auch zu einem energetisch besonders aufgeladenem Material. " (Heiko Bressnik).

Der Pigmentierungsprozess ist dann auch eine Art Umkehrung des metallischen Gewinnungsverfahrens und erhöht die Oxidationsbereitschaft der metallischen Legierungen und verwandelt diese dadurch in kräftige Erdfarben.

Markus Orsini - Rosenberg


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Galerie Schloss Damtschach
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