VIDEOPROJEKTION
......................................Studio GR
CHOREOGRAFIE & INSZENIERUNG ..................Sigrid T'Hooft
CEMBALO/ MUSIKALISCHE LEITUNG ................Ulli Nagy
Kontakt: Marie Orsini-Rosenberg marie.orsini@chello.at,
www.concertino-amarilli.at
"Auf die Opern folgen die Pastorals / (Schäfer=Spiele)
Operetchen und Ballets welche jederzeit so wohl in ihrer Kürtze
als Lustigkeit wegen solche Approbation gefunden / dass einen fast wundern
möchte / warum man noch fortfähret 6. bis 7. Stunden=lange
Opern zu machen / da man doch mit den kleinen Pieçen (...) mehr
Ergetzlichkeit zuwege bringen kann/ (...)" Johann Mattheson: Das
Neu=Eröffnete Orchester, Hamburg, 1713
Entstehungsgeschichte und Inhalt des Werkes
Trotz nationaler Unterschiede kann man die Musik des Barock als eine
mitteleuropäische Gesamtleistung ansehen, in deren Kontext Italien
eine Schlüsselrolle innehatte. Händel, ganz europäischer
Weltmann, reiste 1706 in das 'gelobte Land' und fand im Palazzo des
Marchese Francesco Maria Ruspoli einen kunstbegeisterten Mäzen,
für den er 1707 das Oratorium Il trionfo del Tempo e del Disinganno
verfasste. Unsere Kantate HWV 96 Cor fedele, in vano speri, auch bekannt
unter Clori, Tirsi e Fileno, wird für dieses Jahr datiert, es entspricht
auch ganz der Besetzungstradition der römischen Oratorien, die
selbstverständlich ebenfalls in Szene gesetzt wurden. Aber nicht
nur Ruspolis Palazzo war Schauplatz illustrer Musikdarbietungen, vor
allem seine Gärten dienten als Ort der weltberühmten 'Arkadischen
Akademie'. Wir können uns gut vorstellen, wie deren Mitglieder
sich bei Schäferspielen, Tänzen, Maskeraden und nächtlichen
Festen ergötzten. Diese fiktive Welt der Schäferinnen und
Hirten als Kunstfiguren, finden wir in unserem Stück wieder, wo
die Schäferin Clori hin und hergerissen ist zwischen ihrem treu
ergebenen Tirsi und dem schönen und feurigen Fileno. Jede der Arien
gestaltet die verschiedensten Affekte, denen selbstbewusste, enttäuschte
und hoffende Liebenden ausgesetzt sind, auf musikalisch eindruckvolle
Weise.
Besonderheiten der Umsetzung
Den affektiven Ist-Zustand einer Figur darzustellen wird durch die Verwendung
historischer Aufführungspraxis der visuellen Komponente einer szenischen
Aufführung noch mehr gesteigert und verstärkt. Diese Praxis,
die in der Barockzeit ganz üblich war, wird nun zum ersten Mal
in Kärnten in unserer Produktion auf Schloss Damtschach zu sehen
sein. Verschiedenste Quellen aus Händels Zeit beschreiben uns eine
große gestisch-mimische Variationsvielfalt an Bewegungen, Positionen,
Haltungen und Bewegungsabläufen der Sänger. Es war eine höfisch-elegante
und feinsinnige, aber auch sehr erzählende Kunst des Darstellens,
wo jeder Affektwechsel im Text und in der Musik in den kleinsten Details
durch den Körper, die Hände und den Gesichtsausdruck gezeichnet
wurde.
Gestützt durch ein Bühnenkostüm, das dem Schnitt der
Zeit folgt, wird in dieser Produktion das Auge des Zuschauers auf eine
besondere Symbiose mit der Musik stoßen, genau wie Mattheson es
in seinem Vollkommenen Capellmeister 1739 beschreibt: das Ziel der „Geberdenkunst“
ist „dass Geberden, Worte und Klang eine Dreifache Schnur machen,
und zu dem Ende mit einander vollkommen übereinstimmen sollen,
dass des Zuhörers Gemüth beweget werde.“ Inspiration
für diese Art der Regie finden wir auch im burlesken Stil der italienischen
Commedia dell’Arte und bei Antoine Watteau, dem französischen
Maler, der das Schäferspiel und die Retour à la nature auf
traumhafte Weise in ein höfisches Decorum verlagert hat. Schließlich
wird dazu noch ein Barocktänzer als zusätzliche Figur eingebaut:
als eine wandelbare Pygmalion-Statue wird er die drei verliebten Liebenden
„verbinden, vertanzen und bespielen“.
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